Geistliches Wort

Liebe Gemeindeglieder, liebe Leserinnen und Leser dieser Seite,

dieses Geleitwort schreibe ich während meiner Zeit im „Betreuten Wohnen“, wie ich scherzhaft den krankheitsbedingten Aufenthalt bei meinen Eltern nenne. Gern nutze ich die Gelegenheit, mich bei allen zu bedanken, die mich besucht, mir geschrieben oder für mich gebetet haben. Zugleich bitte ich um Ver-ständnis, dass es noch eine Weile dauern wird, bis ich wieder ganz ins Geschehen „einsteigen“ kann.

Eine bemerkenswerte Aussage hat mich in den letzten Wochen begleitet. Ein alter Freund, der eigentlich gar nicht so religiös ist, hat meine Erkrankung und die folgende längere Genesungszeit so gedeutet: „Gott hat bei dir den Pausen-knopf gedrückt. Und zwar richtig fest.“ So konnte ich es erst gar nicht sehen. Inzwischen ist mir bewusst geworden, dass mir - bei allen Sorgen rund um mein „Problem“ – viel gute Zeit geschenkt worden ist. Zeit mit meinen älter gewordenen Eltern, Zeit für wunderbare Besuche und Anrufe, Zeit für einige gute Bücher, Zeit zum Gebet. Erst so langsam erschließt sich, was mein Freund mit dem Pausenknopf Gottes meinte. Als gläubiger Mensch vertraue ich darauf, dass nichts zufällig passiert und es einen „Plan“ Gottes gibt. Pausenknopf? Es war offensichtlich Zeit für eine Pause. Über die Umstände der Pausenzeit war ich mit Gott nicht unbedingt einer Meinung. Aber geholfen hat diese Pause in jedem Fall. Zum einen für einen realistischen Blick auf meine Möglichkeiten und Begrenztheiten hinsichtlich meines priesterlichen Dienstes als auch auf die wunderbaren geschenkten Zeiten von Anteilnahme und Freundschaft. Eigentlich traurig, dass ich offensichtlich eine solche „Auszeit“ gebraucht habe, um wichtige Dinge klarer zu sehen und benennen zu können.
Für die verbleibenden Wochen der österlichen Bußzeit wünsche ich Ihnen neu einen realistischen Blick für Ihre Möglichkeiten in Arbeit, Familie und Freizeit. Und darüber hinaus einen ehrlichen und freundlichen Blick für gute Zeiten, die uns immer wieder geschenkt werden und die wir uns gegenseitig schenken sollten.

Herzliche Grüße

Ihr Pfarrer Steffen Riechelmann

Bild: Christian Schmitt; In: Pfarrbriefservice.de